Chronische Erkrankung – kein persönliches Versagen

Das Wording „krankhafte Adipositas“ steht im Zentrum vieler Missverständnisse: Häufig wird Betroffenen unterstellt, sie hätten ihre gesundheitliche Lage selbst verschuldet. Doch diese Annahme ist längst wissenschaftlich widerlegt. Krankhafte Adipositas ist eine chronisch-entzündliche Stoffwechselerkrankung – keine Frage von Disziplin oder Lebensstil. Trotzdem erfahren viele von Euch Stigmatisierung, Ausgrenzung und Vorurteile im Alltag. Willkommen zu unserem Blog „Chronische Erkrankung – kein persönliches Versagen“.

Medizinisch fundierte Therapie: Erst konservativ, dann operativ

Bevor eine Operation infrage kommt, verlangt die medizinische Leitlinie ein sechsmonatiges, konservatives Behandlungsprogramm. Dieses besteht aus Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und psychologischer Begleitung. Nur wenn diese Maßnahmen ausgeschöpft sind, kann eine sogenannte metabolisch-bariatrische Operation wie ein Schlauchmagen oder Magenbypass erwogen werden.

Diese chirurgischen Verfahren helfen dabei, das Gewicht langfristig zu reduzieren – jedoch ausschließlich bei einer klaren medizinischen Indikation. Wird der Eingriff leitliniengerecht geplant und dokumentiert, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel die Kosten.

Operative Eingriffe senken Sterblichkeit und verlängern das Leben

Eine 2021 veröffentlichte Meta-Analyse im Fachjournal The Lancet zeigt: Metabolisch-bariatrische Operationen können die Sterblichkeitsrate um bis zu 50 % senken. Betroffene leben durchschnittlich sechs Jahre länger – bei gleichzeitiger Diabeteserkrankung sogar bis zu neun Jahre.

Der Grund: Solche Eingriffe beeinflussen hormonelle Prozesse im Körper nachhaltig, insbesondere die Inkretine wie GLP-1, die den Insulinhaushalt verbessern, das Hungergefühl senken und Entzündungen entgegenwirken.

Krankhafte Adipositas und Diabetes: Ein komplexes Zusammenspiel

Bei vielen Patientinnen und Patienten mit krankhafter Adipositas tritt Typ-2-Diabetes auf. Nach einer Operation bessern sich die Symptome oft drastisch – nicht selten sogar dauerhaft. Das liegt an der gesteigerten Ausschüttung des Hormons GLP-1, das unter anderem zu einem verbesserten Blutzuckerstoffwechsel und einer erhöhten Insulinproduktion führt.

Diese Erkenntnisse fließen heute auch in die Entwicklung moderner Medikamente ein, die genau diese Mechanismen therapeutisch nutzen.

Kein einfacher Ausweg – aber eine realistische Chance

Eine Operation ersetzt weder eine gesunde Lebensweise noch persönliche Verantwortung – sie ist jedoch ein bedeutender medizinischer Schritt bei chronischer Adipositas. Die Eingriffe erfolgen minimal-invasiv, sind gut erprobt und sicher. Entscheidend ist eine strukturierte Nachsorge, die Ernährung, Bewegung und ärztliche Betreuung langfristig integriert.

Mit Empathie statt Vorurteilen helfen

Ihr seid nicht schuld. Krankhafte Adipositas ist keine Entscheidung – sondern eine ernstzunehmende chronische Erkrankung. Was Betroffene brauchen, ist nicht Kritik, sondern Verständnis, Rückhalt und professionelle Unterstützung. Jeder Mensch verdient Respekt – unabhängig vom Gewicht.

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Bilder: Canva.com