Das Maß aller Dinge: Der Body Mass Index

Der Body-Mass-Index (BMI) wurde 1835 von dem belgischen Mathematiker und Astronom Adolphe Quetelet entwickelt. Hierbei wird das Körpergewicht in Relation zum Quadrat der Körpergröße gesetzt. Im Rahmen seiner anthropometrischen Studien versuchte er den „mittleren Menschen“ (frz.  homme moyen) mit einer mathematischen Formel zu erfassen.

In der Annahme, dass ein Abweichen von der Norm mit einem höheren Erkrankungsrisiko einhergeht, nahmen Mitte des letzten Jahrhunderts amerikanische Versicherungen zur Berechnung der Beitragshöhe ihrer Policen den BMI zu Hilfe. Auch in Deutschland nimmt der BMI im Rahmen der Gesundheitsprüfung für die Verbeamtung eine wichtige Rolle ein.

Seit 1995 wird der BMI auch durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer international gültigen Klassifikation angewendet. Eingeteilt werden hierbei in Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und Adipositas.

Klassifikation BMI(kg/m2)
Untergewicht <18.50
Normalgewicht 18.50 – 24.99
Übergewicht 25.00 – 29.99
Adipositas

Adipositas Grad I

Adipositas Grad II

Adipositas Grad III

≥30.00

30.00 – 34.99

35.00 – 39.99

≥40.00

Tab.1: BMI-Klassifikation nach WHO

Der Vorteil des BMI ist die einfache und pragmatische Anwendbarkeit, insbesondere im Rahmen von Studien. Hierdurch ist eine sichere Vergleichbarkeit von Studienergebnissen möglich.

Der große Kritikpunkt ist allerdings, dass der BMI nicht die individuelle „Körperkomposition“ berücksichtigt. Tatsächlich wird die unterschiedliche Gewebemasse von Muskulatur oder Fettgewebe nicht bewertet. So lässt ein hoher Körperfettanteil einen entsprechend hohen BMI erwarten, umgekehrt ist auch ein leicht erhöhter BMI bei muskulösen Sportlern zu beobachten. Des Weiteren werden Alter, Geschlecht und Fettverteilung nicht berücksichtigt.

In diesem Zusammenhang ist auch das sogenannte „Adipositasparadoxon“ zu nennen. Unter diesem Begriff wird die Tatsache zusammengefasst, dass ausgehend von dem BMI übergewichtige Menschen im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen bei bestimmten Erkrankungen eine bessere Prognose haben sollen. Somit scheint der BMI ein eher ungenauer Faktor zu sein, um die Gesundheit eines Menschen zu bewerten.

Verschiedene Studien haben außerdem belegt, dass gerade die geschlechterspezifische Fettverteilung einen erheblichen Einfluss auf die Ausbildung von Begleiterkrankungen hat. Während Frauen eher unter einer bein- und gesäßbetonten Fettverteilung („Birnentyp“) leiden, liegt der Hauptspeicherort bei Männern meist im Bereich des Bauches („Apfeltyp“). Insbesondere das sogenannte viszerale Fett, also das „Bauchfett“, korreliert mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko. Dieses Fett setzt große Mengen an Proteinen (sog. Adipokine) frei, welche wiederum Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper nachhaltig beeinflussen. Mehrere Studien sehen als Folge eine erhöhte Rate an Herzkreislauf-, Stoffwechsel- und Krebserkrankungen.

Daher macht es Sinn hierzu den Bauchumfang auszumessen, der zwischen dem höchsten Punkt des Beckenkamms und dem unteren Rippenbogen bei mittlerer Atemlage liegt. Der Bauchnabel selbst ist aufgrund seiner adipositasbedingten variablen Lage ein ungeeigneter Orientierungspunkt.

Dabei liegen bei Frauen ein mäßiges Erkrankungsrisiko ab einem Umfang von 80 cm und ein erhöhtes Risiko ab einem Umfang von 88 cm vor. Bei Männern liegen diese Grenzen bei 94 cm und 102 cm.

Um nun das individuelle, körpergewichtsabhängige Erkrankungsrisiko besser einschätzen zu können, wurde in der Vergangenheit nach Alternativen zum BMI (sog. Prädiktoren) gesucht. Hierzu wird zunehmend häufig der Taillenumfang in Relation zum Hüftumfang (Waist-to-Hip-Ratio, WHR) oder zur Körpergröße (Waist-to-Height-Ratio, WHtR) gesetzt. So zeigen Vergleichsstudien, dass der Waist-to-Height-Ratio deutlich genauer mit Herzkreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit zusammenhängt als der BMI, der WHR oder das alleinige Ausmessen des Bauchumfanges. Tatsächlich schneidet der BMI als Variable vielfach am schlechtesten ab.

In verschiedenen Studien wird häufig ein WHtR-Wert von 0,5 als Grenze von Normal- zu Übergewichtigkeit angegeben. Der Bauchumfang sollte also höchstens die Hälfte der Körpergröße bemessen. Allerdings ist hierbei nicht zu vergessen, dass durch unterschiedliches Ausmessen des Bauchumfanges die Vergleichbarkeit, z.B. innerhalb von Studien, nicht immer zuverlässig möglich ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Body-Mass-Index als Prädiktor für Stoffwechsel-, Herzkreislauf- und Tumorerkrankungen eher ungeeignet ist. Tatsächlich erscheint der Waist-to-Height-Ratio zum heutigen Zeitpunkt die vielversprechendste Möglichkeit Körpergewicht und Gesundheitsrisiko in Zusammenhang zu bringen. Zukünftige Aufgabe wird es sein, eine allgemeingültige Klassifikation, entsprechend dem BMI, zu etablieren. Weil der Body Mass Index jedoch nach wie vor von den meisten Medizinern, Behandlungszentren und Organisationen angewandt wird, wirst Du auf dieser Website immer wieder auf diese Messgröße treffen.