Der Kopf spielt bei Adipositas eine zentrale Rolle

Wer sich für eine Operation zur Behandlung von Adipositas entscheidet, sollte sich bewusst machen, dass nicht nur der Bauch betroffen ist – auch der Kopf spielt bei Adipositas eine zentrale Rolle. Viele von Euch kennen die emotionale Komplexität des Essverhaltens. Hunger entsteht nicht nur durch einen leeren Magen, sondern auch durch Sinneseindrücke, Erinnerungen und erlernte Reize. Dieses Zusammenspiel aus Körper und Geist bleibt auch nach einer Operation entscheidend für den langfristigen Erfolg.

Warum Hunger nicht nur aus dem Bauch kommt

Adipositasexpertinnen und -experten bestätigen, dass das Hungergefühl kein rein körperliches Phänomen ist. Es hängt von vielen Faktoren ab: vom Blutzuckerspiegel, von körperlicher Aktivität, aber auch von Gerüchen, Bildern und Gedanken. Ein appetitlich präsentierter Teller oder nur der Gedanke an ein Lieblingsgericht kann den Appetit anregen, obwohl der Magen leer ist – oder eben auch nicht.

Die Macht der Psyche über den Magen

Bereits frühe Experimente namhafter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass der Kopf stark in Verdauungsprozesse eingreift. Durch Konditionierung reagierten Versuchstiere auf bestimmte Reize mit Magensäureproduktion – ganz ohne tatsächliche Nahrungsaufnahme. Diese Forschung belegt, wie eng unsere mentale Verfassung mit unserem Verdauungssystem verknüpft ist.

Nach der Operation: Wenn Hunger neu definiert wird

Viele Patientinnen und Patienten berichten nach einem chirurgischen Eingriff, dass sie zunächst keinen echten Hunger mehr verspüren. Mahlzeiten folgen dann oft dem Takt der Uhr und nicht mehr dem Appetit. Das liegt nicht nur an der kleineren Magengröße, sondern auch an hormonellen Signalen, die aus dem Verdauungstrakt an das Gehirn gesendet werden. Neue Medikamente ahmen diese Signale nach, haben jedoch aufgrund ihrer kurzen Wirkungsdauer eine begrenzte Effektivität.

Die ersten Monate: Euphorie trifft Realität

Unmittelbar nach der Operation erlebt Ihr oft eine Phase, die sich wie „Flitterwochen“ anfühlt. Das Gewicht sinkt, die Waage wird zum Verbündeten. Doch wie bei jeder Veränderung verblasst auch hier die anfängliche Begeisterung. Der Alltag kehrt zurück, und mit ihm die alten Reize – der Duft von frisch Gebackenem, der Anblick von Fast Food oder das emotionale Bedürfnis nach Belohnung durch Essen.

„Kopfhunger“: Wenn der Bauch still bleibt

Ein Phänomen, das viele kennen: Der Bauch meldet Sättigung, doch der Kopf verlangt nach Genuss. Diese Form des Hungers, oft „Kopfhunger“ genannt, ist trügerisch. Ihr denkt vielleicht, es sei harmlos, nur einmal wieder zu probieren, ob das Brötchen vom Lieblingsbäcker noch schmeckt. Doch genau das kann alte Muster wieder aufleben lassen – und die mühsam erarbeiteten Erfolge gefährden.

Der Kopf ist nicht operierbar

Eines muss klar sein: Der Kopf wird nicht mitoperiert. Auch wenn die körperlichen Voraussetzungen verändert wurden, bleiben die gewohnten Denkmuster erhalten. Manche Patientinnen und Patienten empfinden es sogar als Erfolg, wenn sie „endlich wieder ein ganzes Brötchen schaffen“. Doch genau das zeigt, wie tief alte Überzeugungen sitzen – und wie gefährlich sie sein können.

Bewusstes Denken als langfristiger Erfolgsfaktor

Ein nachhaltiger Erfolg nach einer Adipositasoperation hängt entscheidend davon ab, ob Ihr bereit seid, auch mental umzudenken. Es ist hilfreich, sich immer wieder bewusst zu machen, dass der Körper mit deutlich weniger Nahrung leistungsfähig bleibt. Der Kopf muss lernen, das zu akzeptieren – und darin eine neue Stärke zu finden.

Unterstützung suchen und annehmen

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Essen endet nicht mit der Operation. Im Gegenteil: Der Kopf muss aktiv in diesen Prozess eingebunden werden. Besonders hilfreich ist der Austausch in Selbsthilfegruppen oder mit Gleichgesinnten. Gemeinsame Reflexion stärkt das Bewusstsein und schützt vor Rückfällen. Denn echte Veränderung entsteht im Kopf – und dort muss sie gepflegt werden.

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Bilder: Canva.com