Der Kopf isst mit – Herausforderungen nach der Adipositaschirurgie

Wenn ihr in euch hineinhorcht, bemerkt ihr, dass es zahlreiche Gründe gibt zu essen. Der offensichtlichste ist das Hungergefühl. Doch wie lässt sich dieses Gefühl genau beschreiben? Empfindet ihr es ausschließlich im Magen? Spielt der Blutzuckerspiegel eine Rolle, besonders bei körperlicher Aktivität, wenn der Körper nach Kohlenhydraten verlangt, um Energie zu gewinnen? Welche Rolle spielt der Kopf, wenn er appetitliche Speisen sieht oder sich vorstellt? Willkommen zu unserem Blog „Der Kopf isst mit – Herausforderungen nach der Adipositaschirurgie“.

Die Bedeutung des Kopfes bei der Verdauung

Der russische Wissenschaftler Pawlow führte 1905 ein Experiment durch, das die Verbindung zwischen Psyche und Verdauung verdeutlicht. Er operierte Hunde so, dass er die Produktion von Verdauungssäften beobachten konnte. Durch das Läuten einer Glocke vor der Fütterung lernten die Hunde, diesen Klang mit Nahrung zu assoziieren, was zu einer erhöhten Sekretion von Verdauungssäften führte, selbst wenn keine Nahrung präsentiert wurde. Dieses Experiment zeigt, wie eng die Verdauungsfunktionen mit den Reizen verknüpft sind, die das Gehirn aufnimmt. Bei uns Menschen kann der Anblick eines leckeren Kuchens, der Duft einer Grillparty oder die bloße Erwähnung eines schmackhaften Gerichts Appetit und Hunger auslösen.

Operationen und ihre Auswirkungen auf das Hungergefühl

Bei einer Operation zur Behandlung von Adipositas konzentriert sich der Eingriff auf Magen und Darm. Dennoch senden diese Organe Signale in Form von Nervenreizen oder Hormonen an das Gehirn. Viele Patienten berichten, dass sie in den ersten Monaten nach der Operation kein Hungergefühl verspüren und ihre Mahlzeiten nach der Uhr einnehmen. Dies hängt mit der Verkleinerung des Magens und den Signalen der Bauchorgane an das Gehirn zusammen. Neue Abnehmmittel ahmen die Botenstoffe nach, die der Dünndarm nach einer Bypass-Operation an das Gehirn sendet, um zu signalisieren, dass keine Nahrung benötigt wird. Allerdings sind diese körpereigenen Substanzen so kurzlebig, dass die Wirkung eines entsprechenden Medikaments nur wenige Minuten anhalten würde.

Die Rolle des Kopfes nach der Operation

In der ersten Zeit nach einer Operation, oft als „Flitterwochen“ bezeichnet, erleben die meisten Patienten positive Veränderungen. Die operationsbedingten Schmerzen klingen ab, und die Waage zeigt erfreuliche Ergebnisse. Doch der Mensch gewöhnt sich an neue Situationen, und der Alltag kehrt zurück. Der sogenannte „Kopfhunger“ tritt auf – ein Verlangen zu essen, obwohl der Magen keinen Hunger signalisiert. Die Versuchung, alte Essgewohnheiten wieder aufzunehmen, kann groß sein. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass der Kopf nicht mitoperiert wurde und aktiv an der Veränderung mitarbeiten muss.

Bewusstsein und Unterstützung für langfristigen Erfolg

Einige Patienten berichten bei Kontrolluntersuchungen stolz, dass sie wieder ein ganzes Brötchen zum Frühstück „schaffen“. Dies zeigt, wie tief verwurzelte Denkgewohnheiten sind: Wer krank ist, hat keinen Appetit, und wer wieder essen kann, gilt als gesund. Doch solche Denkweisen können in die Irre führen. Es ist entscheidend, den nicht operierten Kopf in den Veränderungsprozess einzubeziehen. Ein bewusster Umgang mit der neuen Ernährungssituation hilft, alte Gewohnheiten zu vermeiden. Der Verstand beeinflusst den Körper und umgekehrt. Die mentale Anpassung erfolgt nicht automatisch mit der Operation. Sich dieser Zusammenhänge bewusst zu sein, ist ein lebenslanger Prozess. Der Kopf hat vor der Operation oft gegen den Körper verloren. Nach der Operation ist er eine Zeit lang der automatische Sieger. In dieser Phase sollte man von sich selbst lernen, Portionsgrößen verinnerlichen und erkennen, wann das körperliche Bedürfnis gestillt ist und wann nur der Appetit weiteressen lässt. Je mehr man sich dieser Prozesse bewusst wird, desto besser kann man sich vor Rückfällen in alte Gewohnheiten schützen. Es ist hilfreich, sich Unterstützung zu suchen, beispielsweise in Selbsthilfegruppen, um den Kopf in seiner neuen Rolle zu stärken und langfristig erfolgreich zu sein.

Apropos: Tipps für gesündere Desserts findet ihr in diesem Blog.

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Bilder: Canva.com