Essstörungen bei Kindern: Wie du erkennst, vorbeugst und hilfst

„Essstörungen bei Kindern: Wie du erkennst, vorbeugst und hilfst“ ist ein Gastbeitrag von Birgit Gattringer von starkekids.com, in dem du erfährst, wie du Essstörungen bei Kindern erkennen und vorbeugen kannst.

Deine Tochter isst plötzlich nur noch Salat oder verschwindet nach jeder Mahlzeit auf der Toilette? Dein Sohn zieht sich immer mehr zurück und trägt nur noch weite, schlabberige Klamotten?

Dein Kind isst nicht! Du fragst dich, ob das normal ist oder dein Kind vielleicht an einer Essstörung leidet?
Zunächst kann ich dich beruhigen – nicht jedes auffällige Verhalten bei Kindern ist eine Essstörung. Allerdings ist es wichtig, aufmerksam zu sein und mögliche Hinweise auf eine Magersucht, Bulimie oder ähnliches zu erkennen.
In diesem Artikel gebe ich dir deshalb einen Überblick über die häufigsten Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen – ab wann sie auftreten können, woran du es erkennen und wie du deinem Kind dann helfen kannst.
Außerdem bekommst du 5 Tipps zur Vorbeugung. Denn das Beste, was man gegen eine Essstörung tun kann, ist vorzubeugen!

Bereit? Dann lass uns beginnen …

Welche Arten von Essstörungen gibt es?

Schauen wir uns zunächst die verschiedenen Formen von Essstörungen und ihre Merkmale an.
Zu den „klassischen“ Essstörungen gehören:
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Magersucht, (Anorexia nervosa) – die Sucht danach, schlank zu sein, verbunden mit einer gestörten Selbstwahrnehmung…
Betroffene essen extrem wenig, treiben oft exzessiv Sport, haben häufig panische Angst zu essen – aus Angst vor Gewichtszunahme – und empfinden sich als zu dick, selbst wenn sie schon völlig abgemagert sind
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Bulimie, (Bulimia nervosa) – Ess- und Brechsucht, Betroffene essen normal oder sogar zu viel, erbrechen es danach jedoch wieder aus Angst vor Gewichtszunahme
– Binge-Eating (Esssucht) – Betroffene leiden unter regelrechten „Fressanfällen“ mit Kontrollverlust, meistens gefolgt von Schuldgefühlen bis hin zu Selbsthass

Bei Kindern unter 2 Jahren ist es allerdings normal, dass sie alles Mögliche in den Mund stecken und teilweise auch essen. Solltest du dir trotzdem Sorgen machen, wende dich am besten an einen Kinderarzt.
Bei kleineren Kindern kann zudem das sogenannte „Picky Eating“ auftreten. So bezeichnet man eine extrem eingeschränkte Auswahl an Nahrungsmitteln. Betroffene Kinder essen z.B. ausschließlich 2 oder 3 Lebensmittel oder nur eine bestimmte Konsistenz (nur roh, nur püriert etc.).
Hierbei handelt es sich jedoch um keine Essstörung im eigentlichen Sinn. Vielmehr liegt oft eine Verhaltensstörung wie eine Angst- oder Zwangsstörung zugrunde. Auch eine, noch nicht bekannte, Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Hochsensiblität (auch in den verschiedenen Geschmacksrichtungen) kann die Ursache sein. Ebenso zeigen z.B. autistische Kinder sehr häufig ein extremes „Picky Eating“.
Bei Verdacht solltest du dein Kind einem Arzt vorstellen und es abklären lassen. In der Regel zeigen nämlich ALLE Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, auch während der Autonomie- und Trotzphase, ein schwieriges Essverhalten und nur selten handelt es sich dabei um Picky Eating oder eine klassische Essstörung.

Ab welchem Alter sind Kinder von Essstörungen betroffen?

Das Essverhalten von Kindern – besonders von Kleinkindern – ist für Eltern oftmals ein heikles Thema. In den meisten Fällen besteht allerdings keinerlei Grund zur Sorge. Lies dazu auch gerne den Artikel: Dein Kind isst nicht? 16 Tipps für schlechte Esser

Manchmal treten bei Babys und Kleinkindern allerdings „unspezifische Essstörungen“ auf, wie zum Beispiel häufiges Erbrechen oder Nahrungsverweigerung wegen Bauchschmerzen. Hier solltest du auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und das abklären lassen.

Bei etwa zwei bis fünf Prozent der Kleinkinder treten tatsächlich Essstörungen auf. Ursache ist hier zumeist eine Bindungsstörung oder eine Störung der kindlichen Autonomie, wie die Österreichische Ärztezeitung erläutert. Eine „frühkindliche Anorexie“ ist jedoch noch seltener und tritt nur bei ca. 1 Prozent aller Kleinkinder auf.

Die klassischen Essstörungen kommen in der Regel erst ab einem Alter von ca. 11 Jahren vor. Davor leiden viele Kinder eher an Übergewicht bzw. Adipositas, was ebenfalls ärztlich kontrolliert und gegebenenfalls therapiert werden sollte. Auch kann Übergewicht in der Pubertät sehr schnell ins Gegenteil umschlagen – das Kind will mit allen Mitteln schlank werden und entwickelt beispielsweise eine Bulimie.
Spätestens mit Beginn der Pubertät sollten Eltern also durchaus achtsam sein, vor allem wenn sich das (Ess-) Verhalten des Kindes plötzlich verändert.

Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts leiden in Deutschland insgesamt 21,9 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren an einer Essstörung.
Mädchen sind weitaus häufiger betroffen als Jungs. Zudem steigt bei Mädchen während der Pubertät das Risiko einer Essstörung, bei Jungs hingegen nimmt es ab. Diese Zahl ist durchaus erschreckend. Vor allem, da sich eine weitaus höhere Dunkelziffer vermuten lässt.

Welche Ursachen haben Essstörungen bei Kindern?

Essstörungen haben grundsätzlich mehrere Ursachen und Auslöser. Es gibt niemals DEN einen Grund, weshalb ein Kind anfängt, absichtlich zu erbrechen oder das Essen zu verweigern.

Die folgenden Ursachen sind also nicht einzeln zu betrachten. Vielmehr entsteht eine Essstörung aus dem Zusammenspiel zahlreicher Faktoren.

Typische Risikofaktoren sind:

  • hoher Perfektionsanspruch
  • Kontrollzwang bzw. die Angst vor Kontrollverlust
  • hoher Leistungsdruck (möglicherweise durch Helikoptereltern verursacht)
  • generell viel Druck und Stress bzw. Probleme im Umgang mit Stress
  • traumatische Erlebnisse wie sexueller Missbrauch, Trennung der Eltern oder Todesfälle in der Familie
  • Übergewicht
  • Mobbing / Ablehnung durch Gleichaltrige
  • der Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit (Gruppendynamik!)
  • das generelle Schönheitsideal
  • Essstörungen bei anderen Familienmitgliedern
  • ungesundes Essverhalten von Kindheit an (möglicherweise verursacht durch zu wenig Grenzen und Regeln)
  • falscher Umgang mit dem Thema Essen (z.B. Essen als Belohnung / Bestrafung eingesetzt)
  • genetische Veranlagung
  • hormonelle Ursachen
  • gestörtes Selbstbild und Körpergefühl

Laut der Studie des RKI treten Essstörungen zudem vermehrt in Familien mit niedrigerem sozioökonomischen Status auf. Wobei auch dies – wie bei allen Faktoren – für sich alleine noch keine Essstörung auslöst.

Auch sollten sich Eltern keinesfalls mit Schuldgefühlen quälen. Damit ist niemandem geholfen. Außerdem sind genauso Kinder betroffen, bei denen familiär alles in Ordnung ist. Wie gesagt – ob Kinder oder Jugendliche eine Magersucht, Bulimie oder dergleichen entwickeln, hängt von vielen verschiedenen Einflussfaktoren ab.

Und selbst wenn du dich hier in einigen Punkten wiederfindest – mach dir bewusst: Du hast dein Kind nicht absichtlich in die Essstörung getrieben.

Woran erkenne ich, dass mein Kind eine Essstörung hat?

Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt: Woran kannst du erkennen, ob dein Kind eine Essstörung hat?

Besonders Jugendliche sind meistens sehr geschickt darin, ihre Probleme rund ums Essen zu verbergen. Insbesondere bei Bulimie und Binge-Eating sind die Betroffenen zudem häufig lange Zeit normalgewichtig. Daher merken es Eltern oft erst, wenn das Kind schon länger darunter leidet.

Auch hier solltest du dir dann keine Vorwürfe machen! Zudem kann ein zu extremes Kontrollieren des kindlichen Essverhaltens genau das Gegenteil bewirken und erst recht in eine Essstörung führen. Es ist also manchmal eine Gratwanderung…

Hellhörig werden solltest du, wenn:

  • sich das Essverhalten deines Kindes plötzlich stark verändert
  • dein Kind anfängt, extrem Sport zu treiben
  • es nicht mehr an gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen möchte
  • es scheinbar normal isst, aber trotzdem an Gewicht verliert
  • dein Kind nach dem Essen grundsätzlich für längere Zeit im Bad verschwindet
  • sich dein Kind mehr und mehr zurückzieht, bedrückt oder sogar depressiv wirkt
  • es keine Lust mehr hat, sich mit Freunden zu treffen und etwas mit ihnen zu unternehmen
  • es unkonzentriert wirkt, keine Hausaufgaben macht oder die schulischen Leistungen plötzlich stark absacken
  • dein Kind auf einmal nur noch weite, schlabberige Kleidung trägt und vermeidet, dass du es nackt oder in Unterwäsche siehst
  • es häufiger als sonst krank, müde oder lustlos wirkt oder unter starken Stimmungsschwankungen leidet
  • du merkst, dass bei deiner Tochter die Menstruation ausbleibt
  • sich dein Kind häufig auf die Waage stellt oder sich auffallend intensiv mit Ernährung, Kalorientabellen etc. beschäftigt
  • du mitbekommst, dass es Präparate wie Appetitzügler oder Abführmittel einnimmt
  • es ständig seingesamtes Taschengeld ausgibt, ohne dass erkennbar ist, wofür
All diese Hinweise können, müssen aber nicht zwangsläufig, auf eine Essstörung hindeuten.

So kann es beispielsweise sein, dass sich dein Kind aus moralischer Überzeugung ab sofort vegan ernähren möchte. Das ist ebenfalls eine extreme Veränderung im Essverhalten, die absolut nichts mit einer Essstörung zu tun hat.

In der Regel sind die Verhaltensveränderungen eines Kindes eher zu bemerken als die Essstörung! Auch dafür kann es andere Gründe geben (z.B. Mobbing oder hormonelle Veränderungen in der Pubertät), dennoch solltest du das Thema Essen im Auge behalten.

Je jünger dein Kind ist, desto normaler ist es, wenn sein Essverhalten mitunter sehr schwierig oder speziell ist. Trotzdem machen sich Eltern natürlich große Sorgen, wenn Kleinkinder plötzlich sehr schlecht essen.

Im Zweifelsfall solltest du daher immer mit dem Kinderarzt sprechen. Er kann dir sagen, ob sich dein Kind normal entwickelt oder nicht. Grundsätzlich holen sich Babys und Kleinkinder jedoch genau die Menge an Nahrung und Nährstoffen, die sie brauchen – sofern du ihnen eine entsprechende Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung stellst.

Solange sich dein Kind also normal entwickelt, an Gewicht zulegt und generell fröhlich und ausgeglichen wirkt, besteht kein Grund zur Sorge.

Was kann ich tun, wenn mein Kind nicht isst?

Vermutest du bei deinem Kind eine Essstörung, solltest du es zunächst behutsam darauf ansprechen. Behutsam heißt: Ohne Vorwürfe, ohne es zu verurteilen, am besten unter 4 Augen und in entspannter Atmosphäre.
Schildere deine Beobachtungen und deine Vermutung möglichst ohne Wertung. Stell dich trotzdem darauf ein, dass dein Kind in einem gewissen Ausmaß Wut zeigt, alles abstreitet und das Gespräch abbricht. Je heftiger die Reaktion, desto näher liegt der Verdacht, dass du recht haben könntest…(außer dein Kind ist in vielerlei Hinsicht gefühlsstark).
Dann ist ein Gang zum Arzt unausweichlich. Versuche dein Kind zu überzeugen, dass du es zu nichts zwingen willst, sondern nur helfen möchtest.

Sag ihm, dass du dir Sorgen machst und ihr zumindest mal die Blutwerte kontrollieren lassen müsst. Nach anfänglichem Widerstand willigen viele Kinder dann doch ein.

Ist dein Kind nicht freiwillig dazu bereit, musst du notfalls entscheiden: Wir gehen jetzt zum Arzt! Letztendlich steht hier die Gesundheit an oberster Stelle. Was dann geschieht, richtet sich ganz individuell nach der Art und Schwere der Essstörung.

Die Bandbreite reicht von Selbsthilfegruppen über ambulante Therapie bis hin zu einem stationären Aufenthalt.

In der Regel können Bulimie und Binge Eating mit einer ambulanten Therapie betreut werden. Auch eine Ernährungsberatung /-therapie ist oft hilfreich.
Bei Magersucht sind die Erfolgschancen mit ambulanter Betreuung eher gering. Hier benötigen die Betroffenen oft einen längeren stationären Aufenthalt in spezialisierten Kliniken.
Ebenfalls ist ein stationärer Aufenthalt bei extremem Untergewicht bzw. rasantem Gewichtsverlust sowie bei Suizidgefahr notwendig.

Lass mich in Ruhe!“ – Wie Eltern bei Essstörungen helfen können

Liegt tatsächlich eine Essstörung vor, braucht ihr sowohl ärztliche als auch psychotherapeutische Begleitung. Das ist nichts, was du als Elternteil mit deinem Kind alleine geregelt kriegst! Oftmals ist sogar eine Familientherapie und / oder ein Elterncoaching ratsam und hilfreich…

Sucht euch Unterstützung. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, an die euch auch jeder Allgemeinarzt vermitteln kann. Des Weiteren gibt es ausführliche Informationen, Kontaktdaten etc. im Internet, zum Beispiel auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:  https://www.bzga-essstoerungen.de/

Ganz wichtig: Setz dein Kind jetzt zu Hause nicht unter Druck, indem du es ständig versuchst zum Essen zu animieren. Damit erreichst du genau das Gegenteil.Gib ihm auch keinesfalls das Gefühl, dass du kontrollierst, ob es etwas gegessen hat. Je lockerer und entspannter du mit dem Thema Essen umgehen kannst, desto leichter machst du es deinem Kind.

Oft liegt in einer Familie mit einem essgestörten Kind oder Jugendlichen der Fokus nur noch auf dem Thema Essen. Dabei braucht dein Kind jetzt etwas ganz anderes von dir: Deine Liebe, dein Verständnis und das Gefühl, dass du es nicht für sein Verhalten verurteilst. Hör ihm zu, sei da für dein Kind, gib ihm Halt.
Du kannst zwar die Essstörung nicht heilen, aber du kannst deinem Kind liebevoll zur Seite stehen.

Wie lassen sich Essstörungen vermeiden? 5 Tipps zur Vorbeugung

Das beste Mittel gegen Essstörungen ist Vorbeugung. Und hier kannst du einiges tun, um zumindest das Risiko für dein Kind zu verringern:

  1. 1 Stärkung des Selbstwertgefühls: Kinder mit einem starken Selbstbewusstsein leiden weniger oft an Essstörungen. Das kann auch zusätzlich an einer schimpffreien Erziehung liegen. Sie haben nicht das Bedürfnis, sich über ihr Äußeres Anerkennung und Zugehörigkeit zu verschaffen.

    Zudem kommen sie besser damit klar, wenn ihre Figur nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht und stecken auch gelegentliche Sticheleien anderer Kinder besser weg.

  2. 2 Bedingungslose Liebe: Gib deinem Kind nie das Gefühl, dass es erst bestimmte Bedingungen oder Ansprüche erfüllen muss, um geliebt und akzeptiert zu werden.

    Es sollte in dem Wissen aufwachsen, dass es so geliebt wird, wie es ist – ganz egal, wie es aussieht, sich verhält oder welche Leistungen es erbringt. Dadurch wird dein Kind sowieso resilienter, auch für´s Leben!

  3. 3 Natürliches Essverhalten: Versuche von klein auf das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl deines Kindes zu erhalten. Das heißt: Dränge dein Kind niemals zum (auf-) essen, wenn es nicht möchte. Auch nicht mit Überredung oder irgendwelchen Spielereien.

    Zwinge es nicht, etwas zu essen, wenn es partout nicht will. Lass dein Kind entscheiden, ob und wie viel es essen möchte. Bestrafe es nicht, wenn es schlecht isst. Belohne es aber auch nicht für gutes Essen.

  4. 4 Vorbildwirkung: Lebe deinem Kind ein gesundes Essverhalten vor. Jammere auch nicht ständig, dass du zu dick bist oder dergleichen.

    Je öfter dein Kind miterlebt, dass du selbst Diät machst oder unzufrieden bist mit deiner Figur bzw. deinem Gewicht, desto höher ist das Risiko einer Essstörung.

  5. 5 Familienatmosphäre: Versuche, dein Kind in einer möglichst harmonischen, liebevollen und entspannten Atmosphäre aufwachsen zu lassen. Ich weiß, dass das unter Umständen nicht immer möglich ist.

Je mehr du jedoch auf die Bedürfnisse deines Kindes Rücksicht nimmst (siehe auch: Bedürfnisorientierte Erziehung), es akzeptierst und eher eine „Beziehung auf Augenhöhe“ zu deinem Kind pflegst, umso besser kannst du Essstörungen vorbeugen.
Du kannst also einiges tun, um das Risiko einer Essstörung bei deinem Kind zu verringern. Mach dich aber – wie schon gesagt – auch nicht verrückt. Manche Ursachen lassen sich nicht vermeiden, wie z.B. der Einfluss Gleichaltriger in der Pubertät oder familiäre Probleme.

Wenn du jedoch diese Tipps hier beherzigst, legst du deinem Kind den optimalen Grundstein für ein Leben ohne Essstörung.

Häufige Fragen zum Thema Essstörung bei Kindern

1. Was gibt es für Essstörungen bei Kindern?
Babys und Kleinkinder leiden in der Regel noch nicht unter Essstörungen. Sie zeigen allerdings häufig ein sehr schwieriges oder spezielles Essverhalten.
Ab der Pubertät treten die klassischen Essstörungen auf, dazu gehören:

Magersucht (Anorexia nervosa)
Bulimie (Bulimia nervosa)
Binge-Eating (Esssucht)

2. In welchem Alter entstehen Essstörungen?
Essstörungen treten in der Regel bei Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren auf. Mädchen sind häufiger betroffenals Jungen. Bei ihnen nimmt außerdem das Risiko während der Pubertät zu, während es bei Jungs nach und nach sinkt.

3. Wie entstehen Essstörungen bei Kindern?
Die Ursachen für Essstörungen setzen sich aus vielen verschiedenen Einflussfaktoren zusammen. So können genetische oder hormonelle Faktoren eine Rolle spielen, das generelle Schönheitsideal, traumatische Erlebnisse (z.B. Missbrauch) oder Ausgrenzung (Mobbing / Cybermobbing) und der Wunsch nach Anerkennung. In der Regel haben essgestörte Kinder eher ein schwaches Selbstbewusstsein und ein negatives Selbstwertgefühl.

4. Wie macht sich eine Essstörung bemerkbar?
Besonders Kinder und Jugendliche können eine Essstörung eine Zeitlang gut verbergen. Achte daher auf folgende Anzeichen:
plötzlich stark veränderte Essgewohnheiten (z.B. extreme Diäten, meidet gemeinsame Mahlzeiten oder isst auffallend mehr als sonst ohne zuzunehmen)
Veränderungen im Verhalten (Rückzug, Stimmungsschwankungen, Depressionen, meidet Treffen mit Freunden, treibt extrem viel Sport)
körperliche Veränderungen (starker Gewichtsverlust oder –zunahme, Ausbleiben der Menstruation)
verbringt nach jedem Essen längere Zeit im Bad
starker Fokus aufs Thema Essen, z.B. intensive Beschäftigung mit Kalorientabellen
trägt nur noch sehr weite Kleidung, vermeidet in Unterwäsche gesehen zu werden
stark nachlassende schulische Leistungen, Konzentrationsprobleme bei den Hausaufgaben

5. Welche Auswirkungen haben Essstörungen auf Kinder?
Neben dem Gewichtsverlust sorgt der Nährstoffmangel gerade bei Kindern zu Störungen im Wachstum und in der Entwicklung. Das Herz und andere Organe können geschädigt werden.
Des Weiteren leidet auch die geistige Entwicklung bzw. Leistungsfähigkeit. Auf der psychischen Ebene führen Essstörungen zu vermehrten Ängsten und depressiven Verstimmungen bis hin zu akuter Suizid-Gefahr.

6. Wie stoppe ich die Essstörung meines Kindes?
Essstörungen müssen ärztlich und psychotherapeutisch behandelt werden. Ob dann eine ambulante Therapie oder ein stationärer Aufenthalt erforderlich sind, entscheiden die Art und Schwere der Erkrankung.

Ausführliche Informationen sowie Kontaktadressen von Beratungsstellen gibt es unter anderem auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://www.bzga-essstoerungen.de/

Einen weiteren Artikel zum Thema haben wir hier.

Über die Autorin:
Birgit Gattringer ist Elterncoach und Mutter von 2 Jungs. Ihre Seite starkekids.com ist laut Eigendarstellung die deutschsprachig größte Plattform rund um die Themen Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit für Kinder.

Bilder: starkekids.com + Canva