Häufig wird geraten, dass ein schlanker Körper für ein langes Leben essenziell ist. Doch aktuelle Studien stellen diese Annahme infrage. Das sogenannte Adipositas-Paradoxon beschreibt ein Phänomen, bei dem übergewichtige Menschen bei bestimmten Krankheiten eine längere Lebenserwartung haben als Normalgewichtige. Doch wie belastbar sind diese Erkenntnisse? Willkommen zu unserem Blog „Leben dicke Menschen länger? Das steckt hinter dem Adipositas-Paradoxon“.
Was bedeutet das Adipositas-Paradoxon?
Der Begriff „Adipositas-Paradoxon“ existiert bereits seit Jahren und beruht auf umfangreichen epidemiologischen Studien. Diese zeigen, dass übergewichtige Personen bei Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs oft eine bessere Prognose haben als Menschen mit Normalgewicht. Trotzdem gibt es anhaltende wissenschaftliche Debatten über die Ursachen dieses Phänomens und die Aussagekraft der Daten.
Ein Forscherteam konnte 2024 erneut Belege für das Adipositas-Paradoxon liefern. Ihre Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht und bestätigen vorherige Untersuchungen.
Die neue Studie im Detail
In einer groß angelegten Untersuchung analysierten die Wissenschaftler Daten von über 50.000 Personen. Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen unterteilt:
- Gesunde Normalgewichtige
- Gesunde Adipöse
- Normalgewichtige mit Stoffwechselstörungen
- Adipöse mit Stoffwechselstörungen
Anhand dieser Gruppen wurde die Gesamtsterblichkeit über einen langen Zeitraum hinweg beobachtet. Die Mortalitätsrate ist einer der wichtigsten Faktoren zur Beurteilung der Lebenserwartung und liefert wertvolle Erkenntnisse über den Einfluss von Adipositas.
Welche Ergebnisse lieferte die Studie?
Die Untersuchung zeigt: Zwischen gesunden Normalgewichtigen und gesunden Adipösen besteht kein signifikanter Unterschied in der Sterblichkeit. Hingegen hatten normalgewichtige Personen mit Stoffwechselstörungen ein höheres Risiko, frühzeitig zu sterben.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis: Adipositas reduzierte die Sterblichkeit bei Menschen mit Stoffwechselproblemen. Das bedeutet, dass stoffwechselkranke Normalgewichtige eine geringere Lebenserwartung haben als adipöse Personen mit vergleichbaren Stoffwechselstörungen. Die genauen Ursachen dieses Effekts sind jedoch noch unklar. Die Autoren betonen, dass die Ergebnisse bestehende Forschungsergebnisse untermauern.
Warnung vor Fehlschlüssen
Trotz dieser Erkenntnisse wird ausdrücklich davor gewarnt, eine Gewichtszunahme als lebensverlängernde Maßnahme zu empfehlen. Eine Korrelation bedeutet keine Kausalität! Adipositas bleibt ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen, und die langfristigen gesundheitlichen Folgen sind gut dokumentiert.
Ernährungswissenschaft und das Problem der Kausalität
Die größte Herausforderung in der Ernährungswissenschaft ist die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität. Wissenschaftliche Studien liefern oft nur statistische Zusammenhänge, aber keine direkten Ursache-Wirkungs-Beweise. Dies führt dazu, dass viele Annahmen auf Hypothesen basieren und keine gesicherten Erkenntnisse darstellen.
Trotzdem neigen einige Vertreter der Ernährungsindustrie dazu, Korrelationen als Tatsachen zu interpretieren, um ihre Aussagen zu untermauern. Das Adipositas-Paradoxon zeigt einmal mehr, dass die Forschung in diesem Bereich noch viele offene Fragen hat. Bis heute existiert kein allgemeingültiges Konzept für die „perfekte“ Ernährung.
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Bilder: Canva.com