Diät-Mythen: Wie fett machen Fette wirklich? (Teil 1/4)

Teil 1 unserer Reihe zu Diät-Mythen: „Wie fett machen Fette wirklich? (Teil 1/4)“. Links zu allen Teilen findet ihr ganz unten.

Mythen und Halbwahrheiten finden sich in fast allen Lebensbereichen, obwohl sie wissenschaftlich widerlegt wurden. Einzelne Aussagen werden voller Überzeugung von Generation zu Generation weitergegeben, ob es die Kopfgrippe ist, die ihr vermeintlich bekommt, wenn ihr mit nassen Haaren nach draußen geht, der Spinat, der euch so unglaublich gut mit Eisen versorgt oder die Sonne, die nur scheint, wenn ihr den Teller leer esst. Noch nie wurde so viel geforscht und klargestellt, doch bis die neuen und wahren Erkenntnisse auch überall in den Köpfen angekommen sind, die jahrzehntelang eine andere Überzeugung beherbergten, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Mit dieser kleinen Reihe möchte ich ab und an dabei helfen, dass es vielleicht etwas schneller geht, indem ich zahlreiche Mythen einem Check unterziehe, die in irgendeiner Form mit Lebensmitteln, Ernährung oder Sport zu tun haben.

Mythos 1: Fettes Essen macht euren Körper Fett

Obwohl gerade dieser Mythos auf den ersten Blick durchaus logisch erscheint, gehört er in seiner krassen Aussage auf jeden Fall zu den Spitzenreitern der Falschaussagen. Fakt ist, dass es eindeutig auf die Menge und die Art des Fettes ankommt. Euer Körper benötigt Fette, sie sind lebenswichtig. Unter anderem stärken sie euer Immunsystem. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Unterscheidung zwischen ungesättigten und gesättigten Fetten. Ihr braucht beide für gewisse Stoffwechselprozesse in eurem Körper, beispielsweise zur Aufnahme fettlöslicher Vitamine, für ein natürliches Sättigungsgefühl sowie für die Funktion von Enzymen und Hormonen. Besonders gesund sind Fette, die in fetten Fischarten wie Lachs, in Avocados oder Nüssen enthalten sind. Auch bei kalt gepressten Pflanzenölen handelt es sich um die gesunde Variante, an der ihr nicht zu stark sparen solltet. Die empfohlene Menge liegt bei 60 bis 80 g täglich.

Mythos 2: Kohlenhydrate machen dick

Hier verhält es sich ganz ähnlich, denn auch diese Aussage ist so auf jeden Fall nicht richtig. Auch bei den Kohlenhydraten gibt es wichtige Unterschiede, die in dieser Aussage keine Berücksichtigung finden. In gesunder und für euren Körper und die Gesundheit wichtiger Form treten sie in Vollkornprodukten auf, also zum Beispiel in Brot, Reis, Nudeln oder Kartoffeln sowie in Hülsenfrüchten und Haferflocken. Hier werden sie zu einem wichtigen Energielieferanten und sorgen für ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl. Verzichtet eher auf die Kohlenhydrate in Süßigkeiten oder Weißmehl, denn sie bringen den Blutzuckerspiegel schnell nach oben, aber ebenso schnell auch wieder runter und sorgen somit nicht für den langen Sättigungseffekt.

Die Low-Carb-Ernährung heißt sehr bewusst „low carb“ und nicht „no carb“ – ihr könnt durchaus einen Gewichtsverlust erzielen, wenn ihr euren Konsum einschränkt, doch verzichtet darauf nie. Fehlen euch die Kohlenhydrate, können Fette und Eiweiße nicht mehr korrekt verarbeitet werden, euer Stoffwechsel verliert seine Effektivität.

Mythos 3: Essen nach 18 Uhr sorgt für Gewichtszunahme

Ein weiterer Mythos, der sich seit langem hartnäckig hält, tatsächlich aber nicht zutrifft. Ob ihr an Gewicht zunehmt oder welches verliert, liegt einzig und allein an eurer Kalorienbilanz, also am Verhältnis zwischen Kalorienaufnahme und Energieverbrauch. Nehmt ihr mehr Kalorien zu euch, als ihr parallel abbaut, ist die Bilanz positiv und führt zur Gewichtszunahme.

Ein klassisches Beispiel dafür ist jemand, der viel Sport treibt und dadurch einen hohen Energieverbrauch hat. Hört dieser Mensch auf, sich sportlich zu betätigen und isst weiterhin genau die gleichen Mengen wie zuvor, so verändert er zwangsläufig seine Kalorienbilanz, und die Wahrscheinlichkeit, dass er mittelfristig zunimmt, ist sehr hoch. Überhaupt keine Rolle spielt es im Rahmen dieser Berechnung, wann ihr die Kalorien zu euch nehmt. Dass es einem manchmal dennoch so vorkommt, kann noch einen weiteren Grund haben: Wenn wir abends später essen, dann häufig in Gesellschaft, in gemütlicher Atmosphäre, gepaart mit alkoholischen Getränken, Chips oder auch einfach üppigerem Essen als wir es zum Beispiel in einer kurzen Mittagspause zu uns nehmen. Das heißt, wir nehmen am Abend unter Umständen aktiv mehr Kalorien zu uns. Bei einer bewussten Entscheidung, nach 18 Uhr nicht mehr zu essen, sparen wir möglicherweise auch an Chips etc. Wir schmälern also die Energiezufuhr und ermöglichen dadurch – und nur dadurch! – eine Gewichtsabnahme.

Mythos 4: Je weniger ich esse, desto schlanker werde ich

Ein weiteres Beispiel für eine Aussage, die erst einmal logisch erscheint, aber definitiv nicht der Wahrheit entspricht. So leicht lässt sich unser Körper nämlich nicht austricksen. Im Gegenteil: Essen wir eine gewisse Zeit lang deutlich weniger als zuvor, wie also beispielsweise bei einer strikten Diät, so verlieren wir selbstverständlich kurzfristig an Gewicht, das ist unbestritten. Doch unser Körper reagiert auf diese Umstellung mit einem herabgesetzten Energieverbrauch. Das heißt, er gewöhnt sich daran, dass er weniger bekommt und sorgt dafür, dass er damit trotzdem gut zurechtkommt.

Genau das ist in der Regel auch der Auslöser für den berühmten Jo-Jo-Effekt: Ihr fallt nach der Diät, bei der ihr erfolgreich abgenommen habt, wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Euer Körper fährt in dieser Zeit aber immer noch auf Sparflamme. Die Kalorienbilanz wird wieder positiv, und ihr nehmt schneller und mehr wieder zu, als ihr zuvor an Gewicht verloren habt. Hinzu kommt ein weiterer starker Nachteil: Das, was ihr an Gewicht verliert, wenn ihr die Nahrungsaufnahme sehr drastisch reduziert, ist vor allem Muskelmasse oder Wasser, aber kein Fett. Und je drastischer die Enthaltsamkeit, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit einer Mangelernährung, bei der euer Körper auf wichtige Vitamine und Nährstoffe verzichten muss. Der einzig sinnvolle Weg, um langfristig das Gewicht zu reduzieren und zu halten, ist also die generelle Umstellung der Ernährungsweise.

Mythos 5: „Light“-Produkte machen schlank

Dann wären sie ein Zaubermittel, auch diese Aussage stimmt nicht. Aktiv machen die fett- oder zuckerreduzierten Nahrungsmittel erst einmal gar nichts. Ihr handelt insofern aktiv, als dass ihr für den Moment weniger Kalorien zu euch nehmt, wenn ihr ein Produkt gegen seine Light-Variante austauscht. Aber eben nur für den Moment. Fehlt den reduzierten Produkten Fett, so fehlt auch der Sättigungsfaktor. Die Folge: Ihr esst schneller danach wieder etwas und gleicht so die gewünschte Reduzierung direkt wieder aus. Ist der Zucker in den Produkten durch Süßstoffe ersetzt, sorgen diese oft dafür, dass der Blutzuckerspiegel deutlich sinkt. Das führt häufig zu Heißhunger auf Süßigkeiten und somit zum gleichen Effekt. Und dann ist da noch die psychische Falle: Viele Menschen denken, wenn sie viele Light-Produkte zu sich nehmen können, können sie an anderer Stelle wieder mehr essen. Doch das ist ein Trugschluss.

Alle vier Blogs zu Diät-Mythen findet ihr hier:
1: Diät-Mythen: Wie fett machen Fette wirklich? (Teil 1/4)
2: Diät-Mythen Teil 2: Ist Eis zwingend ein Dickmacher? (Teil 2/4)
3: Diät- & Lebensmittel-Mythen: u.a. Bier auf Wein, lass das sein? (Teil 3/4)
4: Diät-Mythen Teil 4: Ist Kaffee ungesund? (Teil 4/4)

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Bilder: Canva.com