Darum sind Selbsthilfegruppen so wichtig!

Darum sind Selbsthilfegruppen so wichtig!

Wenn jemand zu dick ist, sind die daraus resultierenden Begleitsymptome genauso ernst zu nehmen. Das Spektrum ist vielfältig: Bei Adipositas kommen oft Folgeerkrankungen hinzu, angefangen bei Gelenkschmerzen über Rückenproblemen bis hin zu Kurzatmigkeit oder Diabetes. Dann kommen noch die psychischen Auswirkungen hinzu. Der Frust wird immer größer, das Selbstwertgefühl kleiner, man fühlt sich von anderen angestarrt oder im schlimmsten Fall ausgegrenzt. Wenn es ganz schlecht läuft, führt das langfristig zu zunehmender Isolation von der Außenwelt. Dann wird irgendwann die Einsamkeit zu einem weiteren großen Problem.

Willkommen zu unserem Artikel über Selbsthilfegruppen bei Adipositas und deren Bedeutung.

Keiner versteht mich

Als dicker Mensch fühlt man sich in der Regel in seiner eigenen Haut nicht wohl. Das macht einen für die Blicke der Außenwelt noch empfindsamer, denn wenn ich selbst mich nicht leiden mag, wie sollen es dann andere tun? Gleichzeitig fühlt man sich unverstanden, denn aus unserer Sicht denkt jeder schlanke Mensch ja, dass wir nur zu faul sind, um endlich abzunehmen oder zu wenig Willensstärke haben, um eine Diät durchzuhalten. Oft passiert das sogar in der eigenen Familie. Es ist für jeden extrem schwer, sich komplett umzustellen, um abzunehmen und dem Leben eine neue, gesündere Richtung zu geben. Diese Umstellung ist mit dem Gefühl von großem Verzicht, starker Selbstdisziplin und häufigem Frust verbunden. Wer da ganz allein durch muss, hat es doppelt schwer. Wer aber aus seinem Umfeld statt Unterstützung auch noch Unverständnis erfährt, wird kaum lange durchhalten.

Anderen geht es genau wir dir

Diese Problematik erfahren nicht nur Übergewichtige. Bei allen Süchten – letztlich ist schließlich auch Adipositas eine Sucht – fühlen sich die Betroffenen von jedem unverstandenen, der nicht unter demselben Problem leidet. Das ist nicht schön, aber dennoch logisch und verständlich. Als dicker Mensch kann ich vermutlich auch nicht nachvollziehen, warum ein magersüchtiger Mensch eine so ausgeprägte Verweigerungshaltung gegenüber den Dingen hat, auf die ich nicht verzichten kann. Gerade bei so elementaren Problemen ist Verständnis aber wichtig. Im besten Fall erhalten wir natürlich viel Verständnis und vor allem Sachkenntnis von einem Arzt. Doch wenn dieser rank und schlank in seinem Sessel sitzt, ist das Gefühl der Verbundenheit dennoch nicht vorhanden. Er kennt und erkennt zwar dein Problem und kann dir mit Rat und Tat zur Seite stehen, doch nachvollziehen wird er es nicht können.

Gemeinsam geht es leichter

 

Ich habe bei anderen Themen hier ja schon das ein oder andere Mal darauf hingewiesen, dass es sinnvoll sein kann, sich mit Freunden oder Kollegen zusammenzuschließen, sei es beim Sport oder bei der Diätplanung. Doch nicht immer hat man im eigenen Kreis Menschen mit den gleichen Problemen. Eine Selbsthilfegruppe kann da für dich eine große Hilfe sein. Du kennst inzwischen die Zahlen und weißt, wie viele Menschen in Deutschland adipös sind oder zumindest übergewichtig. Allein bist du also definitiv nicht mit deinem Problem. Entsprechend viele Selbsthilfegruppen zu diesem Krankheitsbild gibt es inzwischen auch. Dein Arzt oder deine Krankenkasse wird dir Auskunft geben können, wo du in deiner Umgebung die Möglichkeit hast, dich einer Gruppe anzuschließen.

Überwinde deine Hemmschwelle

Ich weiß, der erste Gang dorthin fühlt sich vermutlich an wie eine Prüfung, Du wirst oft zweifeln und vielleicht sogar Angst haben. Das hat unter Umständen auch damit zu tun, dass du durch den Beitritt zu einer solchen Gruppe erstmals deutlich aussprichst und zugibst – auch vor dir selbst – dass du ein echtes Problem hast. Und zwar ein schwerwiegendes. Doch genau das ist ein ganz wichtiger Schritt. Solange du das nicht tust, sondern dir im stillen Kämmerlein immer noch denkst, dein Problem sei noch gar nicht so groß, wirst du es auch nicht in den Griff bekommen. Auch das ist ein typisches Suchtmerkmal. Jeder Alkoholiker glaubt, er könne jederzeit mit dem Trinken aufhören, wenn er nur wollte, jeder Drogenabhängige reagiert ähnlich. Die realen Zahlen sprechen da eine andere, häufig tödliche Sprache. Überwinde dich daher und probiere es zumindest. Mach selbst den ersten Schritt und besuche eine Gruppensitzung deiner Wahl. Fühlst du dich dort unwohl, warum auch immer, probiere noch eine andere aus. Lasse die Eindrücke und Gefühle auf dich wirken und überlege ein paar Tage später, ob du dir vorstellen kannst, wieder dorthin zu gehen.

Du fühlst dich besser

Sehr wahrscheinlich wirst du mit positiven Erfahrungen aus dieser „Prüfung“ gehen, denn vermutlich wirst du endlich das Gefühl haben, nicht mehr allein zu sein. Im Normalfall wirst du bei deinem ersten Besuch vorwiegend zuhören und selbst noch nicht viel erzählen, und das ist auch gut so. Du wirst auf diese Weise nämlich sehr schnell merken, dass andere Leute dort aussprechen, was du so oft denkst. Sie werden Gefühle schildern, die dir bekannt vorkommen, Ängste schildern, die auch dir das Leben schwer machen. Sie alle haben das gleiche Problem wie du und freuen sich über deine Unterstützung der Gruppe. Das erste Ergebnis wird daher sein, dass du gestärkt dort hinausgehst. Es werden dir dort auch Menschen begegnen, die den Weg, den du jetzt gehen willst, bereits hinter sich haben. Oder auf halber Strecke gestandet sind und darum dort Hilfe und Unterstützung suchen. Dieser Erfahrungsaustausch ist enorm wichtig.

Neue Freunde und Anregungen

Möglicherweise hast du dich in der Vergangenheit schon immer mehr zurückgezogen, auch Angst vor Unverständnis oder aus mangelndem Selbstwertgefühl. Ohne Frage wird dir dann auch dieser Schritt schwerfallen, aber du solltest ihn trotzdem gehen. Neben dem Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten bietet eine Selbsthilfegruppe dir unter Umständen auch die Möglichkeit, neue Bekanntschaften oder sogar Freundschaften zu schließen. Gehe nicht mit der festen Erwartung daran, aber sei offen für alles, was dir dort begegnet. Selbst wenn du dort „nur“ jemanden findet, mit dem du dich zum gemeinsamen Kochen oder Sport treiben verabreden kannst, ist es eine Chance, die du nutzen kannst, um wieder mehr Spaß und Motivation in dein Leben zu bringen. Außerdem ist es gerade in Phasen, in denen du an dir zweifelst – und die werden leider immer kommen – sehr hilfreich, wenn andere Betroffene, die das bereits hinter sich haben, wertvolle Tipps für dich haben. Vor allem werden sie dir immer das Gefühl nehmen, dass du versagst und dich durch ihre Unterstützung wieder auf den richtigen Kurs bringen. Zu verlieren hast du also auf jeden Fall nichts, aber sehr viel zu gewinnen.

Einen weiteren Artikel zum Thema Selbsthilfe findet ihr hier!

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Bilder: www.canva.com