Adipositas bei Kindern betrifft längst nicht mehr nur einzelne Regionen – in Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen aktuelle Daten eine besorgniserregende Entwicklung: Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, rund 3 Prozent leiden bereits an Adipositas. Die Klassifikation erfolgt anhand von alters- und geschlechtsspezifischen Perzentilen: Übergewicht beginnt ab der 90. Perzentile, ab der 97. spricht man von Adipositas, und bei über 99.5 liegt eine extreme Ausprägung vor.
Namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen besonders auf das Alter zwischen zwei und sechs Jahren hin – in dieser Phase entscheidet sich häufig, ob ein Kind später gesund oder mit erhöhtem Gewicht aufwächst.
Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel als Haupttreiber
Ein dauerhaftes Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch ist eine der häufigsten Ursachen für Adipositas bei Kindern. Kalorienreiche Fertiggerichte, süße Snacks und zuckerhaltige Getränke gepaart mit Bewegungsmangel führen dazu, dass überschüssige Energie im Körper gespeichert wird. Diese Lebensgewohnheiten verfestigen sich oft bereits im frühen Kindesalter.
Soziale Herkunft beeinflusst das Risiko stark
Studien zeigen, dass Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien ein deutlich erhöhtes Risiko für Adipositas haben – in Deutschland beispielsweise bis zu 4.4-mal höher. Ein geringes Haushaltseinkommen, beengte Wohnverhältnisse oder ein eingeschränkter Zugang zu gesunder Ernährung und Freizeitangeboten zählen zu den häufigsten Risikofaktoren.
Die Rolle der Eltern beginnt schon vor der Geburt
Eine gesundheitsbewusste Lebensweise in der Schwangerschaft ist entscheidend: Eine bereits vorbestehende Adipositas der Mutter oder eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft können langfristige Auswirkungen auf das Gewicht des Kindes haben. Wird zusätzlich ein Schwangerschaftsdiabetes ausgelöst, steigt das Risiko für eine sogenannte Makrosomie (Geburtsgewicht über 4.000 g) – mit weitreichenden hormonellen Folgen für das Kind.
Adipositasexpertinnen und -experten betonen, dass das Risiko für Übergewicht im Kindesalter bereits durch die Lebensweise der Mutter vor der Geburt maßgeblich beeinflusst wird.
Genetische Disposition: Wenn familiäre Belastungen mitwirken
Auch das familiäre Umfeld hat großen Einfluss: Ist ein Elternteil übergewichtig, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ebenfalls betroffen ist, bei etwa 50 Prozent – bei zwei betroffenen Elternteilen steigt sie auf 75 Prozent. Diese genetische Vorbelastung wirkt sich noch stärker aus, wenn sie mit ungünstigen Umweltfaktoren kombiniert wird.
Weitere Einflüsse: Stilldauer, Rauchen und seltene Erkrankungen
Zusätzliche Risikofaktoren sind eine kurze Stilldauer – unter einem Monat – sowie Rauchen während der Schwangerschaft. In seltenen Fällen spielen auch genetische Erkrankungen oder hormonelle Störungen eine Rolle, beispielsweise das Prader-Willi-Syndrom oder eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese Ursachen sollten allerdings erst dann in Betracht gezogen werden, wenn die häufigeren Risikofaktoren ausgeschlossen wurden.
Frühzeitige Prävention zahlt sich aus
Adipositas bei Kindern entsteht selten durch einen einzelnen Auslöser – meist handelt es sich um ein Zusammenspiel mehrerer biologischer, sozialer und verhaltensbezogener Faktoren. Je früher ihr auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und eine gesunde Lebensweise achtet, desto besser könnt ihr euer Kind vor langfristigen Folgeerkrankungen schützen.
Behandlungsmethoden
Leidet euer Kind bereits an starkem Übergewicht oder Adipositas, solltet ihr dringend euren Hausarzt aufsuchen. Er wird alle weiteren Schritte mit euch und eurem Kind individuell besprechen. Ihnen stehen viele Maßnahmen zur Option. Unter anderem zum Beispiel:
- Therapieprogramme (Bewegungs- und Ernährungstherapien)
- Chirurgische Eingriffe
- Spezielle Adipositasbehandlungen
- Pharmakotherapie
- Behandlungseinrichtungen
- Psychosoziale Therapien
Adressen und Anlaufstationen findet ihr hier.
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Bilder: Canva.com