Wer heutzutage beim Thema Zucker nur an Limonaden oder Süßspeisen denkt, liegt gänzlich falsch. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass zahlreiche Lebensmittel, die uns vermeintlich gesund erscheinen, große Mengen an Zucker enthalten, auch wenn das bei Weitem nicht gleich offensichtlich ist. Wer das bisher dennoch nicht wusste, sollte sich darüber dringend Gedanken machen, wer es weiß, aber ignoriert, darf sich nicht wundern, wenn die Anzeige auf der Waage nicht mitspielt. Natürlich ist es hier vordergründig die Lebensmittelindustrie, die uns etwas vorgaukeln möchte, doch viel schlimmer ist letztlich der Selbstbetrug.
Die eigene Wahrnehmung
Wir sind gut darin, uns selbst etwas vorzumachen. Das betrifft so manchen Bereich des Lebens, aber gerade beim Essen ist es offenbar besonders leicht. Auch ich erzähle gern, dass ich eigentlich nie nasche und mich gesund ernähre, und tatsächlich glaube ich das in der Regel sogar selbst. Wenn ich dann aber mal so ehrlich bin, ganz genau hinzusehen, dann springen mir diese angeblich so seltenen Verfehlungen klar ins Auge: Die Hand voll Chips am Abend – nicht immer, aber immer öfter. Der Milchreis in der Mittagspause. Das Stück Kuchen, weil die Kollegin doch Geburtstag hatte. Das Eis, weil es so warm war, aber es war ja nur ein kleines. Die Liste könnte ich noch um einiges fortsetzen, und Ihnen werden diese oder ähnliche Erklärungen sofort in den Kopf kommen. Nun könnte ich sagen, ab und zu mal eine kleine Sünde ist okay. Das ist sie auch. Aber nicht, wenn ich ein ernsthaftes Gewichtsproblem habe, und nicht, wenn diese Sünden so häufig in meinen Alltag finden, dass ich sie gar nicht mehr sehe.
Auch gesund ist nicht gleich gesund
Hinzu kommt dann das eigentlich noch größere Problem mit dem Zucker, den ich gar nicht sehe. Auf Butter, Sahne und Co. zu verzichten ist das eine, das Fett scheint offensichtlich. Man schneidet brav den Fettrand von Fleisch oder Schinken ab, greift zum Magerjogurt und den fettreduzierten Lebensmitteln. Obwohl … dazu ein anderes Mal mehr, denn auch da ist nicht alles, wie es scheint. Aber heute geht es um den Zucker. Ich gebe zu, dass ich mich inzwischen damit auseinandergesetzt habe, und eigentlich glaube ich zu wissen, wo sich der unsichtbare Zucker gern versteckt. Doch auch ich werde dabei immer wieder überrascht. So zum Beispiel mit Smoothies, die absolut im Trend liegen.
In den allermeisten fertigen Smoothies aus dem Supermarktregal steckt eine hohe Menge an Zucker, dagegen aber kaum die erwarteten Vitamine. Tests haben das inzwischen eindeutig erwiesen. Ähnlich ist es mit Gewürzgurken, Krautsalat, Müsli, Jogurt, Aufschnitt und vielem mehr. Ich mache meine Smoothies inzwischen selbst. Da kann ich das Obst wählen, das ich am liebsten mag, ergänze es mit viel Gemüse und kann sicher sein, was wirklich drin ist. Unter anderem natürlich auch Fruchtzucker, den ebenso viele Kalorien hat, aber für den Körper zumindest gesünder weil natürlicher ist.
Als Verbraucher werden wir ständig getäuscht
Ebenso sieht es mit Fertiggerichten aus. Ob Tütensuppe, Nudelauflauf oder Pizza – wo gesund drauf steht, ist noch lange nicht auch wirklich gesund drin. Um das zu erkennen, müssen wir uns aber die Mühe machen, die Packungsangaben genau zu studieren. Und mal ehrlich: Dafür habe zumindest ich selten die Zeit und noch seltener die Lust, wenn ich durch den gut besuchten Supermarkt hetze, weil ich wieder einmal spät dran bin. Die Idee einer deutlicheren und vereinfachten Kennzeichnung (Ampel-Modell), die seit langem diskutiert wird, scheint mir daher durchaus sinnvoll für uns Verbraucher.
Auch Aussagen der Hersteller wie „ungesüßt“ oder „ohne Zuckerzusatz“ sind irreführend. So dürfen Hersteller beispielsweise mit einer Zuckerreduktion werben, sobald eine Reduzierung von mehr als 30 Prozent im Vergleich zu anderen Produkten aus der gleichen Kategorie vorliegt. Genau da liegt aber für die Produzenten ein enormer Spielraum. So können Fruchtaufstriche damit beworben werden, dass sie 35 % weniger Zucker (im Vergleich zu Konfitüre) aufweisen. Du wirst – so wie ich bisher auch – in gutem Glauben nach diesem Produkt greifen. Tatsächlich könntest Du im gleichen Regal aber ähnliche Produkte finden, die noch viel weniger Zucker enthalten, jedoch nicht damit werben.
Und noch immer mache ich mir etwas vor
Ja, ich möchte dauerhaft schlanker und gesünder leben. Und ich habe durchaus erkannt, dass das nicht von alleine passiert. Nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal, aber momentan spüre ich eine gute Motivation, gewisse Pläne in die Tat umzusetzen. Ab sofort wird wieder viel mehr selbst gekocht. Mal ganz abgesehen davon, dass es in jedem Fall immer besser schmeckt als Fertiggerichte, macht es ja eigentlich auch Spaß. Günstiger ist es obendrein, und ich unterstütze auf diese Weise nicht die Gaukeleien der Industrie. Der Smoothie-Mixer ist längst in Betrieb, und ich habe die Anschaffung nie bereut, bei den Preisen für fertige Varianten aus dem Supermarkt habe ich diesen Preis längst wieder raus. Brauche ich noch mehr Gründe? Auf keinen Fall. Jetzt muss es nur noch mit der Selbstdisziplin klappen.
Klare Fakten machen es sichtbar
Ich bringe mal ein paar deutliche Zahlen ins Spiel, die auch Ihnen die Augen öffnen werden oder für etwas Motivation sorgen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Frauen 30 Gramm und für Männer 40 Gramm Zucker pro Tag – als Höchstgrenze! Tatsächlich nimmt ein Erwachsener im Durchschnitt jedoch ca. 150 Gramm Zucker zu sich, Kinder sogar 400 Gramm. Nimm Dir einmal die Zeit, Deinen eigenen Konsum ein paar Tage lang zusammen zu rechnen, Du wirst vermutlich genauso erschrocken oder zumindest verwundert sein, wie ich es war. Denn wie gesagt, der größte Anteil davon steckt unter Umständen nicht in Süßigkeiten, denen man es ansieht, sondern in Fruchtsäften, Cerealien oder sogar pikanten Speisen und wird Dir den Glauben an Deine vermeintlich gesunde Ernährungsweise schnell nehmen.
Welche Zuckerarten gibt es überhaupt?
Zucker ist nicht gleich Zucker, und es gibt verschiedenste Arten, die sich auch in ihrem gesundheitlichen Aspekt stark voneinander unterscheiden. Es würde deutlich zu weit führen, wenn ich hier die genaue Erklärung oder Bedeutung eines jeden einzelnen Stoffes aufzähle, denn das ist tatsächlich fast eine Wissenschaft für sich. Es lohnt sich aber, wenn Du dir selbst einmal ein wenig Zeit nimmst, darüber Näheres zu lesen. Nur so viel: Angefangen über weißen, braunen oder Rohrzucker über Fruchtzucker, Traubenzucker und Honig bis hin zu Zuckeraustauschstoffen ist die Bandbreite extrem vielfältig und zeigt unter anderem, hinter welchen Begriffen in der Inhaltsstoffbeschreibung eines Lebensmittelprodukts sich unter Umständen Zucker versteckt, den Du bisher nicht registrierst.
Versuche, den Konsum zu reduzieren
Zucker gilt als eine Art Suchtmittel, und es geht auch gar nicht darum, komplett darauf zu verzichten. Versuche vor allem, langfristig von dem Drang nach Süßem zu entwöhnen. So banal es klingt: Ich habe meinen Kaffee früher mit drei Stück Süßstoff getrunken, dann habe ich auf eine Pille gesetzt, inzwischen schmeckt er mir schwarz genauso gut. Auf diese Weise klappt es auch an anderen Stellen und kann uns helfen, unseren Zuckerkonsum stückweise zu reduzieren und einem gesünderen Weg näher zu kommen. Du vermeidest eine die stetige Gewichtszunahme und Dein Körper wird es Dir in vielerlei Hinsicht danken.
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