Der Body-Mass-Index (BMI) ist eine einfache Methode zur Bestimmung des Gewichtsstatus eines Menschen. Doch in den letzten Jahren hat sich zunehmende Kritik an der Aussagekraft des BMI geäußert. Wissenschaftler haben daher eine alternative Methode entwickelt: den Body-Roundness-Index (BRI). Doch wie aussagekräftig ist dieser im Vergleich zum etablierten BMI? Willkommen zu unserem Blog „Der Body-Roundness-Index – Eine bessere Alternative zum BMI?“
Warum der BMI immer wieder hinterfragt wird
Übergewicht ist ein weltweites Problem. Studien belegen, dass fast die Hälfte der deutschen Erwachsenen übergewichtig ist, und die Zahl steigt. Der BMI gilt als Standardmaß zur Beurteilung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergröße. Mit wenigen Klicks online kann jeder seinen BMI berechnen. Die Formel lautet: Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Ein einfacher Ansatz – doch seine Genauigkeit wird zunehmend infrage gestellt.
Ein wesentlicher Kritikpunkt am BMI ist, dass er keine Unterscheidung zwischen Muskel- und Fettmasse macht. So kann ein durchtrainierter Sportler mit viel Muskelmasse denselben BMI haben wie jemand mit einem hohen Körperfettanteil. Diese Vereinfachung führt oft zu Fehleinschätzungen des tatsächlichen Gesundheitszustands.
Die Grenzen des BMI und Alternativen
Der BMI berücksichtigt zudem nicht die Verteilung von Fett im Körper. Besonders gefährlich ist das sogenannte viszerale Fett, das sich im Bauchraum ansammelt und mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes verbunden ist. Auch Unterschiede in der Körperzusammensetzung bei verschiedenen ethnischen Gruppen werden durch den BMI ignoriert.
Um diese Schwächen zu umgehen, gibt es Alternativen wie den Fett-Masse-Index (FMI) oder den Taille-Hüfte-Quotienten (WHR). Diese Parameter sind genauer darin, den Anteil an Körperfett und die Fettverteilung zu erfassen. Eine weitere vielversprechende Alternative ist der Body-Roundness-Index (BRI).
Der Body-Roundness-Index: Was macht ihn anders?
Der BRI wurde von der amerikanischen Mathematikerin Diana Thomas entwickelt und setzt die Körpergröße ins Verhältnis zum Taillenumfang. Diese Berechnung gibt eine genauere Einschätzung des viszeralen Fetts und damit des Risikos für chronische Krankheiten wie Herzinfarkt und Diabetes. Der große Unterschied zum BMI: Das Körpergewicht spielt bei der Berechnung des BRI keine Rolle.
Im Gegensatz zum BMI ist die Berechnung des BRI komplexer und lässt sich nur mithilfe eines Taschenrechners berechnen. Sie lautet wie folgt:
364.2 − 365.5 × √(1 − [Bauchumfang in Zentimetern / 2π]² / [0.5 × Körpergröße in Zentimetern]²)
Wichtiger Tipp für die Berechnung: Rechnet am besten zuerst die Teil-Ergebnisse in den Klammern aus, um Fehler beim Eingeben in den Taschenrechner zu vermeiden.
Zur Veranschaulichung hier drei Beispielrechnungen für den BRI-Wertdurchgeführt:
1. Eine Person mit 183 Zentimetern (cm) Körpergröße und einem Bauchumfang von 106 cm hat einen BRI-Wert von 6,01
2. Für eine Person mit 174 cm Körpergröße und einem Bauchumfang von 83 cm hat einen BRI-Wert von 3,09
3. Für eine Person mit 176 cm Körpergröße und einem Bauchumfang von 120 cm hat einen BRI-Wert von 7,47
Der BRI konzentriert sich auf die „Rundheit“ des Körpers, was bedeutet, dass er Menschen mit viel viszeralem Fett genauer identifizieren kann – ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem BMI.
Was sagt die Wissenschaft zum BRI?
Studien zeigen, dass der BRI ein genauerer Indikator für das Sterblichkeitsrisiko sein könnte. Eine chinesische Studie von 2023 stellte fest, dass Teilnehmer mit hohen BRI-Werten ein um 50 Prozent erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu Teilnehmern mit mittleren Werten hatten. Interessanterweise zeigte die Studie auch, dass Menschen mit extrem niedrigen BRI-Werten ebenfalls ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko aufwiesen, was auf Probleme wie Unterernährung und Muskelschwund hinweisen könnte.
Ist der BRI die Zukunft?
Trotz der vielversprechenden Ergebnisse des BRI bleibt der BMI ein weit verbreiteter Standard. Er ist einfach zu berechnen und hat sich in vielen Bereichen des Gesundheitswesens etabliert. Der BRI hingegen könnte für Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes von größerer Bedeutung sein, da er die Verteilung des gefährlichen Bauchfetts genauer erfasst.
Die Diskussion um die beste Methode zur Bestimmung des Körpergewichtsstatus wird weiterhin geführt. Doch fest steht: Sowohl BMI als auch BRI bieten wertvolle Einblicke in die Gesundheit. Es liegt an uns, diese Informationen zu nutzen, um unser Risiko für chronische Krankheiten zu minimieren und ein gesünderes Leben zu führen.
Fazit: Rund und gesund – oder doch lieber anders?
Der Body-Roundness-Index bietet eine spannende Alternative zum traditionellen BMI. Besonders Menschen mit erhöhtem viszeralem Fett könnten von einer genaueren Analyse ihres Gesundheitszustands profitieren. Dennoch bleibt der BMI ein wichtiger Richtwert, insbesondere in der allgemeinen Gesundheitsversorgung. Es bleibt abzuwarten, ob der BRI in Zukunft eine größere Rolle spielen wird – oder ob er lediglich eine von vielen Alternativen bleibt, die den BMI ergänzen.
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Bilder: Canva.com